Mitterberg 1909-1918 von Frode Sæland
1909 übernahm Knudsen die Stelle als Gruben- und Hüttendirektor an der Mitterberger Kupfer Aktiengesellschaft in der Nähe von Salzburg in Österreich. Er besetzte die Stelle, bis er sich 1918 aus dem Berufsleben zurückzog. Die Direktorenstelle hier war seine letzte als Betriebsleiter. Knudsen übernahm die Stelle als Direktor auf Anfrage von Dr. Arthur Krupp, Großindustriellem und neuem Besitzer der Mitterberger Kupferwerke. Krupp und die Kreditanstalt für Handel und Gewerbe in Wien hatten Mitterberger aus einer Konkursmasse gekauft, und etablierten 1908 das Bergbauunternehmen Mitterberger Kupfer AG. Das Unternehmen ergriff sofort Maßnahmen für eine umfassende Entwicklung des Betriebes. Knudsen sollte ein gescheitertes Werk wieder aufbauen, mit Blick auf Produktionssteigerung. Dafür hatte er sowohl die Erfahrung als auch das Interesse. Seine Strategie war die Etablierung von Betrieb in großem Stil basierend auf Elektrifizierung, sowie die Industrialisierung von Aufbereitung und Metallurgie.
Das neue Unternehmen sorgte durch Aufkauf und neue Eröffnung von Bergrechten für eine Steigerung der Erzreserven mit Blick auf einen langfristigen Betrieb. In erster Linie war man am Ausbau des Kupferkiesbetriebes in Mitterberg interessiert. Unter Knudsen’s Leitung wurde das Werk Gegenstand einer umfassenden Entwicklung, sowohl was Bergbau, Scheidewerk und Unterstützungsfunktionen anging.
In den Gruben führte das Betreiben eines Grundstollens zu wesentlichen Änderungen im Betrieb. Die Arbeit mit dem Grundstollen, welche 1906 begonnen worden war, wurde weitergeführt und intensiviert. Der Stollen sollte die Gruben In Mitterberg mit dem Werk Mühlbach verbinden, und weitere Förderung und Abbau in der Tiefe der Gruben ermöglichen. Der Durchschlag des Grundstollens zum Hauptschacht der Hochgebirgsgruben erfolgte im August 1917. Der Stollen wurde nach Knudsen benannt, und erhielt den Namen Emilstollen. Er erlang große Bedeutung für die Ökonomie des Bergwerkes. Er eröffnete neue Möglichkeiten für den Betrieb, trug zur Erweiterung der Förderung bei; mühsamer Betrieb in der Tiefe entfiel, die Erzförderung wurde vereinfacht, und die Wasserdrainage wurde verbessert. Der Stollen bedeutete auch das Ende des Bergbaubetriebs im Hochgebirge, welcher in schneereichen Wintern hohe Kosten für das Pflügen von Schnee und Verpflegung mit sich führte. Des weiteren wurde die Förderung in allen Stollen durch die Einführung von benzinbetriebenen Lokomotiven mechanisiert. Die Abbaumethoden wurden verändert, und es wurde Gebrauch von Druckluftbohrern gemacht. Im Jahr 1911 wurden Bohrmaschinen von amerikanischem Fabrikat eingeführt, und mehrere Schächte wurden abgesenkt.
Am 3. August 1916 wird der Mühlbacher Tiefbaustollen Knudsen zu Ehren in EMILSTOLLEN umbenannt.
In Mühlbach wurde ein komplett neues Scheidewerk gebaut. Das Werk nahm ab 1910 den Betrieb auf, und war das Ergebnis der zielgerichteten und durchgreifenden Modernisierung des neuen Bergbau- und Hüttendirektors. Es lag unter dem Eingang zum Emilstollen, und erhielt das Erz direkt von diesem. Das Werk wurde auch an eine Seilbahn angeschlossen, was den Erztransport von Mitterberg kostengünstiger machte. Das Scheidewerk war aus Holz gebaut, auf einer Beton-sohle, und sieben Etagen hoch. Ein Großteil der Maschinerie und Ausrüstung stand für das Neueste an moderner Scheidetechnologie; mit Elektrizität betrieben und geliefert von Friedrich Krupp AG’s Grusonwerk in Magdeburg. Das Werk umfasste unter anderem Härter, elektromagnetische Separatoren und eine Elmore-Anlage mit einer Kapazität von 180-200 Tonnen am Tag. Die Elmore-Anlage repräsentierte, genau wie in Sulitjelma, einen zusätzlichen Schritt zur besseren Ausnutzung der Nebenprodukte von den Waschtischen. Mit diesem konzentrierten, rationell organisierten Werk, ausgestattet mit moderner, angepasster Technologie, wurden Durchlauf und Ausbeute der Erzverarbeitung beträchtlich erhöht.
In der Schmelzhütte in Ausserfelden wurde 1907 die umständliche deutsch-englische Methode zur Schmelzung von Kupfer durch das Bessemer-Verfahren ersetzt. Es wurde ein schnell arbeitender Bessemer-Prozess eingeführt, eine Methode die in amerikanischen Kupferhütten wesentlich verbessert worden war. Dadurch konnte schwefelhaltiges Kupfererz wesentlich leichter geschmolzen werden, was zu finanziellem Gewinn führte. Durch das Bessemer-Verfahren ließ sich, durch das Blasen von Roheisen aus dem Schachtofen, direkt Rohkupfer herstellen. Unter Knudsen wurden die Erweiterungen der Schmelzhütte weitergeführt, vor allem während des ersten Weltkrieges. In den „Rohhütten“ wurde die Kapazität der drei trommelförmigen Bessemer-Konverter durch den Austausch von saurer gegen basische Auskleidung und eine erhöhte Anzahl an Blaselementen verbessert. Die drei Schachtöfen in der Schmelzhütte waren kontinuierlich in vollem Betrieb. Im größten Ofen erfolgte die Vorschmelzung von eigenem Erz, während die zwei kleineren fremdes, edelmetall- und kieshaltiges Erz samt oxidischem Erz und Schlacke schmolzen. Im Jahr 1915 wurde der alte Röstofen abgerissen, und das grobe Erz wurde seitdem ungeröstet im Schachtofen geschmolzen, während die feinen Erze in einem Dwight-Lloyd-Apparat geröstet wurden, einem kontinuierlichen Rösttisch mit einem Ofen, welcher allmählich das meiste des Schwefels verbrannte. Auch die Raffineriehütte wurde ausgeweitet, mit drei Flammenöfen. Aber das Raffinieren von Kupfer im Flammenofen war ein langsamer und manchmal unökonomischer Prozess, welcher nicht einmal reines Kupfer hervorbrachte. Darum ging man 1911 zu elektrolytischer Raffinerie von Kupfer über, und installierte eine Probeanlage mit 80 Bädern. Als dieses sich als erfolgreich darstellte, erbaute man eine neue Anlage mit 352 Bädern zur elektrolytischen Herstellung von Kupfer, mit einer Produktion von 4000 Tonnen im Jahr. Mit diesen Erweiterungen und Verbesserungen erreichte die totale Produktion der Hütte bis zu 8000 Tonnen im Jahr. Mitterberg Kupfer AG baute 1913 auch eine neue Kondensationsanlage zur Ausnutzung der Abgase aus der Schmelzhütte. In Verbindung mit der Erweiterung der Schmelzhütte und der Schmelzung von Fremderz, patentierte und gebrauchte Knudsen eine neue Erfindung von großer Bedeutung für die Zentralmächte. Er ließ sich eine Methode zur Herstellung von Kupfer und Zinkoxid auf der Grundlage von Messingschrott patentieren. Durch das Schmelzen von stark arsenhaltigem Erz und dem Blasen von wiederverwertetem Messing in einem eigenen Knudsenofen oder Konverter, erhielt man Kupfer und später Zinkoxid durch eine Filteranlage. Dies generierte strategisch wichtige Rohwaren aus Schmelzabfall. Für diese Erfindung erhielt Knudsen 1916 das Ritterkreuz erster Klasse des Franz-Joseph-Ordens.
Voraussetzung für diese Modernisierung war der Ausbau von zugänglicher Wasserkraft, um welche sich das alte Bergwerk nicht gekümmert hatte. In Mühlbach wurden zwei neue Kraftwerke gebaut, so dass das Bergwerk reichlich mit Elektrizität für Licht und Maschinenbetrieb versorgt war.
Unmittelbar nach Ausbruch des Krieges im August 1914 wurden alle Abteilungen der Mitterberg Kupfer AG aufgrund der strategischen Bedeutung der Kupferproduktion unter militärische Leitung gestellt. Das Hauptanliegen der militärischen Führung war es, die Produktion maximal zu steigern. Als Direktor akzeptierte Knudsen die Zwangsleitung, und setzte die Arbeit mit Modernisierung und Erweiterung fort.
In den Gruben versuchte man, die Produktionskapazität durch Erweiterung der Belegschaft zu erhöhen. Während die erfahrenen Grubenarbeiter zum Militärdienst einberufen worden waren, waren die neuen Mitarbeiter ungelernte Bergmänner. Im Dezember 1914 setzte das Unternehmen 200 russische Kriegsgefangene zur Arbeit ein. Die Zahl an Kriegsgefangenen stieg auf 450 im Laufe des Krieges; hauptsächlich Russen und Serben. … Der Gebrauch von Kriegsgefangenen führte zunächst zu einer Steigerung der Produktion in den Gruben. Nach und nach führte es aber zu reduziertem Arbeitswillen bei den anderen Arbeitern. Mangel an Essen, allgemeine Unterernährung, und schwacher Gesundheitszustand unter den Arbeitern führte auch dazu, dass die Förderung von Roherz während des gesamten Krieges, mit Ausnahme von 1916, unverändert blieb, obwohl die Belegschaft in den Gruben von 712 auf 1714 Männer wuchs. Materialknappheit, Überlastung und Vernachlässigung von Sicherungsarbeiten führte dazu, dass die Anlage heruntergefahren wurde. Die militärische Leitung stand in ihrem Hunger nach Kupfer für einen Raubbau, von dem die lokale Leitung vergebens versuchte Abstand zu nehmen. Als das größte Kupferwerk in Österreich wurde Mitterberger Kupfer zu einem Miltärunternehmen, in welchem die Bergwerksleitung jeder selbständigen Verantwortung beraubt worden war.
Kurz vor Ende des Krieges übernahm Bergwerkdirektor Rudolf Recknagel die Leitung nach Knudsen. Knudsen bekam ein gutes Attest. Unter seiner umsichtigen Leitung hatte Mitterberger Kupfer eine ungeahnte Entwicklung durchlaufen, von einem kleinen, traditionellen Bergwerk zu einem großen und modernen Betrieb.