Es versteht sich von selbst, dass in einer Stadt, in der die Schifffahrt eine solche Rolle spielte, auch wir Kinder “Schiff” spielten, so wie man in Städten mit Militär “Soldat” spielte. Aber im Herbst waren auch wir an der Reihe, Soldat zu spielen, weil dann der Bürger, oder die einfach “Bürger” genannten, am Übungsplatz hinter dem Gyldenløves Plads Bewaffnung exerzierten. Und beim Abschluss der Übungen, die am Nachmittag und Abend stattfanden, wo der Gouverneur Schwartz auf einem weißen Pferd vor der Front galoppierte, gefolgt von seinem Adjutanten, und die Bürgermusik spielte, da waren natürlich wir Kinder stets anwesend, um diese stolzen Krieger, die wir alle mehr oder weniger kannten, als Händler, Schneider, Schuhmacher, Schmiede usw., in ihren feinen Uniformmänteln zu bewundern. Diese waren natürlich für alle gleich, genau wie der schrecklich hohe Tschako mit dunkelgrünem Federbusch, während die Farbe der Hosen zur Annahme verleiten konnte, dass die Truppe aus mindestens 20 verschiedenen Regimentern zusammengesetzt war.
Natürlich spielte die Musik die zu unserer Nationalhymne gekrönte Komposition meines Großvaters Blom “Sønner af Norge”, weil sie stolz darauf waren, dass ein Kind ihres Dorfes sie komponiert hatte, mich eingeschlossen. Zusätzlich zu dieser zivilen Bewaffnung, die auch der Aufrechterhaltung der Ordnung bei Großbränden oder Unruhen diente, es handelte sich um 2 Kompanien – existierte auch eine reitende Bürgergarde, das “grüne Korps” oder der Chor, wie man sie nannte.
Das heutige Drammen unterscheidet sich stark von der Stadt, in der ich meine ersten Lebensjahre verbrachte, und es sind wohl nur wenige Städte im Land von einem so großen Feuer wie diesem verwüstet worden 1. Ich sah jedoch, als ich vor 18 Jahren das letzte Mal dort war, dass der alte Neumann-Gård (Neumann-Hof), wo ich zum ersten Mal das Tageslicht erblickte, unverändert stand, während das Haus meines Großvaters Blom (Johan Christian Blom 1782-1861), das später meinem Vater gehörte, längst abgerissen war und stattdessen ein neues Gebäude dort stand, das jedoch nicht annähernd den alten hochbürgerlichen Charakter wie Großvaters und Vaters Haus hatte.
Es lag abseits der Straße, mit einem schönen Rosengarten davor, und abgetrennt von der Hauptstraße durch einen weiß lackierten Zaun. Auf der anderen Straßenseite war das Grundstück, das auch Vater gehörte, nur teilweise bebaut mit einem Lagerhaus am Ufer (Søbod), sodass man freien Blick auf den Fluss und auf Holmen 2 und Brakerøya 3 hatte.
Hier in diesem gemütlichen alten Hof besuchte ich, als ich so groß war, dass ich die Erlaubnis bekam, alleine zu gehen (das heißt 3 Jahre alt), jeden Morgen den lieben alten Großvater, gemeinsam mit meinem Freund Gustav Nielsen, und trank Tee zusammen mit ihm.
Als Oma 4 sehr krank war und lange Zeit lag, und Großvater immer sein Frühstück alleine aß, war es eine kleine Abwechslung für ihn, dass wir kleinen Leute, die beide immer noch ziemlich still waren, um ihn herum waren. Saß Großvater bereits auf dem Sofa am Teetisch, wenn wir ankamen, was meistens der Fall war, dann musste das Dienstmädchen uns in die großen, breiten Birkenstühle hochheben, welche gelb poliert waren mit Rosshaarbezügen, und mit leicht gebogenen Kufen darunter, so dass man ganz leicht in ihnen schaukeln konnte, und diese an den Tisch rücken, wo Großvater selbst für uns und Tee und Butterbrote zubereitete. Ich saß immer zu seiner rechten Seite, und Gustaf ihm gegenüber. Wenn wir gegessen und getrunken hatten, sagten wir immer fein “Danke für das Essen”, und ich kletterte meist auf die Knie meines Großvaters und streichelte ihn. Ich war ganz begeistert, als ich einmal seine graue Perücke hochheben durfte und seinen blanken Scheitel küssen durfte. Da lachte er.
Als ich 4 Jahre alt war, starb Großvater, und es muss einen tiefen Eindruck auf Gustav und mich hinterlassen haben, dass unser alter Freund gegangen, und unser Morgenbesuch vorbei war, denn Mutter sagte mir, als die große Trauerfolge das Haus durch den Garten verließ , wer wenn nicht Gustav und ich sollten das Ende des Zuges bilden, Hand in Hand. Als mir von meiner Mutter befohlen wurde, zu Hause bei dem Dienstmädchen zu bleiben, muss ich mich weggeschlichen, meinen Freund Gustav geholt haben, und mich durch die Hintertür in den Hof des Großvaters geschlichen haben, und mich so dem Trauerzug anzuschließen.
Natürlich wurde sofort jemand nach uns geschickt, um uns wieder herein zu holen, worüber ich sehr verzweifelt gewesen sein muss. Hier werde ich das, was ich über Großvater Blom weiß, einbringen. Er muss allem Anschein nach ein sehr begabter Mann gewesen sein, ein guter Seemann, voller Tatendrang und Organisationstalent, sowohl mit literarischen als auch mit musikalischen Interessen, was aus den Briefen hervorgeht, die ich unter seinen Hinterlassenschaften von den Dichtern Henrik Wergeland und Mauritz Hansen gefunden habe, und deren Inhalt auf eine herzliche Freundschaft und gemeinsame Interessen hindeutet. Ebenso habe ich einen vermutlich für eine Zeitung geschriebenen Artikel über die Errichtung von Leuchttürmen an der norwegischen Küste gefunden, mit Aussagen über die hervorragende Platzierung von diesen. Darüber hinaus habe ich einige kleine Gedichte und einige Verse für besondere Anlässe von ihm gefunden, teils mit ernstem und teils mit witzigem Inhalt, und dieses zeugt, zusammen mit seiner bekannten und anerkannten seltenen musikalischen Begabung, von vielen und großen Interessen.
Großvater wurde in Narverød bei Tønsberg (Vallø) geboren, wo sein Vater Justizrat Blom Amtsrichter in Jarlsberg war. Seine Mutter war eine geborene Huitfeldt. Als Junge wurden er und sein älterer Bruder Fredrik nach Kopenhagen zur Schule geschickt. Fredrik, der als Violinvirtuose auf einer Konzertreise in Amerika gestorben ist, war wahrscheinlich, wie ich gehört habe, ein leichtlebiger Herr und bewirkte, dass Großvater nicht -wie zunächst vorgesehen- studierte, sondern auf See geschickt wurde. Während des Krieges zwischen England und Dänemark-Norwegen Anfang des Jahrhunderts diente Großvater als sogenannter “Monatsleutnant”, d. h. als Reserveoffizier, und befehligte eine Kanone der Verteidigungsabteilung des Kristianiafjords.
Nach Friedensschluss segelte er erneut mit seiner Brigg “Susanna” in England, Holland und Frankreich und verdiente viel Geld, so dass er ein reicher Mann wurde und sich noch ein weiteres Schiff, “Medborgeren”, und seine Immobilie in Drammen kaufte.
Dort wurde er aufgrund der „Schiffsversicherungs-Vereinigung” von Drammen und Holmestrand, in deren Vorstand er bis zu seinem Tod saß, hoch angesehen.
In der Musikszene der Stadt war er die treibende Kraft. In jüngeren Jahren spielte er ausgezeichnet Geige, bis er durch ein Missgeschick einen steifen Finger an der linken Hand bekam, welcher ihn behinderte. Als er mit seinem Schiff aus dem Ausland nach Hause kam, hatte er immer viele Noten dabei für den von ihm gegründeten Gesangschor für Damen und Herren und das Orchester, welches er mit Kraft dirigierte. Es bestand aus den Musikliebhabern der Stadt und soll ausgezeichnet gesungen und gespielt haben.
Meine Mutter spielte öfter Solo-Partien für Piano bei den Konzerten und Klavierkonzerten mit Orchesterbegleitung. Dass Großvater ein für die damalige Zeit hervorragender Dirigent gewesen sein muss, scheint daraus hervorzugehen, dass Ole Bull, als er nach Norwegen zurückgekehrt war, nachdem er sich einen europäischen Namen gemacht hatte, und ein Konzert in Kristiania gab, Opa bat, dorthin zu kommen und das Orchester zu dirigieren. was er auch tat. Aber Großvater muss heftig gewesen sein, denn ich erinnere mich, dass Mutter mir erzählt hat, er habe bei einer Prüfung Chr. August Thorne, welcher Waldhorn blies, ein Notenheft an den Kopf geworfen, weil er falsch gespielt hat. Dieses Temperament führte auch dazu dass Vater, der viele Jahre lang Großvaters Schiff “Susanna” steuerte, nachdem Opa auf See gefahren war, dieses Schiff verließ und sein eigenes Schiff “David Faye” zusammen mit einem Freund in Fredrikshald kaufte. Später versöhnten sie sich wieder, und Opa bereute seine Hitzköpfigkeit sehr.
Onkel Fredrik Blom muss, wie gesagt, ein ziemlich “leichter Vogel” gewesen sein. Er hielt sich meistens in Frankreich und England auf, und war oft sehr “niedergeschlagen”. Daher wurde mir erzählt, dass einmal, als er in London völlig am Boden war, sich Bernt Anker, ein dänisch-norwegischer Gesandter, seiner annahm, und ihn als Sekretär einsetzte. Zu dieser Zeit soll sich die folgende lustige Geschichte zugetragen haben. Bernt Anker, ein großer Kunstliebhaber, hatte zu einer Party unter anderem einen weltbekannten Violinisten eingeladen, ich glaube es war Viotti. Im Laufe des Abends bat Anker ihn, eines seiner neuen Duette für 2 Violinen zusammen mit seinem Sekretär, der gut Geige spiele, zu spielen. Viotti runzelte die Nase, sagte aber nicht “Nein”. Als Fredrik Blom mit den Noten kam und die Primo-Stimme für Viotti aufsetzte, nahm dieser das Notenblatt und drehte es mit einer verächtlichen Mine auf und ab. Als sie das erste Duett gespielt hatten, bat Fredrik Blom darum, auch das zweite zu spielen, und da Viotti von seinem Spiel überrascht war, sagte er Ja. Fredrik Blom gab ihm da die Secunda-Stimme, übernahm selbst die Primo-Stimme, drehte die Noten auf und ab und legte, zum Erstaunen von Viotti, los. Bernt Anker, der sich über Viottis hochmütiges Auftreten geärgert hatte, war so begeistert von Fredrik Bloms Auftritt, und wie dieser Viotti zurechtgewiesen hatte, dass er ihm am nächsten Tag eine wertvolle Golduhr gab.
Großvater Blom war mit seiner Cousine Susanna Blom, Tochter von Kammerrat Blom in Holmsbo Gaard in Hurum, verheiratet. Ihr Bruder war Teilnehmer der Reichsversammlung in Eidsvoll, Amtsrichter, und später Amtsmann (Amtmand: ein Repräsentant des Königs, Bindeglied zwischen König und Bürgern) Blom, ein stattlicher, liebenswürdiger alter Herr, den auch ich kannte; während Großmutter bereits starb, als meine Mutter erst 16 Jahre alt war, also 1833.
Der Großvater heiratete später, als alle Töchter verheiratet waren, erneut, eine dänische Frau, die ihn ein Jahr überlebte. Tante Gustava Kielland beschreibt Großvater und Großmutter Susanna in ihren Erinnerungen immer wieder als liebenswerte und freundliche Menschen, die in den Tagen der Not Helfer vieler Armer waren, in den Kriegsjahren 1809-14. Großvater Blom war ein großer, stattlicher Herr, und das, was man einen schönen Mann nennt.
- Großer Brand von Drammen 1866
- eine Insel im Fluss
- ein Stadtteil Drammens, hieß damals Bragerøen
- Johanne Marie Mathilde Strauch Bohse (1799-1861