Da ich immer davon ausging, dass ich keine Arbeiter dorthin entsende, wo ich selbst nicht hingehen würde, und im Falle eines Unglückes immer persönlich die Leitung übernahm, und an der Bergung der Verwundeten oder Getöteten teilnahm, wäre ich öfters fast um ein Haar erschlagen worden, aber ich vertraute darauf, dass “Unkraut nicht so leicht vergeht” und habe mich das nächste Mal nicht davon abhalten lassen, mein Leben wieder zu riskieren. Wir hatten ungefähr ein bis zwei erschlagene Minenarbeiter pro Jahr, aber es war immer wegen ihrer Gleichgültigkeit und Nachlässigkeit, und mir fiel auf, dass die schweren Unfälle immer den alten, erfahrenen Leuten geschahen, die abgestumpft gegenüber Gefahren waren, während kleinere Unfälle eher den Anfängern wegen Unwissenheit geschahen. Als die Leute sahen, dass ich mich nicht davor drückte, jede Gefahr mit ihnen zu teilen, vertrauten sie mir, und so kamen wir gut zurecht.
Als ich die Grube übernahm, traf ich oft auf Leute, die in der Grube Tabak rauchten, aber das gewöhnte ich ihnen ab, genauso wie die Unsitte, ihre wurstförmigen Visitenkarten dort abzulegen, wo sie hingefallen waren. Ich habe auf jeder Etage Kisten für diesen Gebrauch aufgestellt, die von einem Abfallbeseitiger in bestimmten Abständen geleert wurden. Ich verhängte ein Bußgeld von vier Kronen für denjenigen, der diese Regel verletzte, und wenn wir denjenigen nicht ausfindig machen konnten, musste die ganze Belegschaft das Bußgeld bezahlen, weshalb der eine auf den anderen aufpasste, damit die Sauberkeit geachtet wurde.
Wie bereits erwähnt, spielte Defrance mit dem Gedanken, die Gruben in Ørkedalen, dh Løken, Dragneth, Høidahl und Aamodt Gruben von Jenssen & Co.zu kaufen, welche die Besitzer waren, und er und Corneliussen reisten im Sommer 1888 nach Trondhjem. P. G. Halvorsen war auch dabei und hatte sein Schiff “Activ” für diese Tour zur Verfügung gestellt. Helga Corneliussen war ebenfalls dabei. Corneliussen befuhr die Gruben und entnahm Stichproben, es wurde jedoch festgestellt, dass diese nur 2,20% Kupfer aus Løkken und noch weniger Kupfer aus Høidahl und Aamodt enthielten, und damit strandete das Geschäft. Wie die Probenahme war, wollte ich wissen, wenn man jetzt sieht, dass der Kies aus Løkken über 3,00% Cu enthält. Defrance und Corneliussen reisten von Trondheim zur Inspektion nach Eker, welches schlecht lief, und 1889 niedergelegt wurde. Während Corneliussens Abwesenheit arbeitete ich als Direktor.
Ich habe im Sommer, bevor Defrance mit einem Neffen von ihm, Monsieur Lauranceau, der “Sous Perfect” im Departement Seine und Oise war, nach Norden reiste, eine Reise durch Søvde, Suldal, Røldal, Odda, Eidet, Voss und Bergen zurück nach Vigsnæs unternommen. Es war eine Gratifikationstour. Wir trafen auf der Reise Generalkonsul Christoffersen aus Antwerpen, was mich freute, denn er mir half, Herrn Lauranceau zu unterhalten, der übrigens ein netter Mann war.
Wir hatten den Sommer Besuch von Mutters Jugendfreundin Sadie Houghton aus New York.
Eines Tages erhielten wir ein Telegramm das so lautete: “Frau Maria Knudsen, Vigsnæs. Bist du da? Komme morgen früh nach Haugesund. Sadie.“ Also musste ich losfahren und sie holen.
Sie war groß … Übrigens war sie eine nette und liebenswürdige Person und Mutter, mit großer Hingabe.
Schwiegermutter hatte zu ihrer Zeit behauptet, sie hätte ein Auge auf mich geworfen, aber ich habe so etwas nie bemerkt, und so war es zumindest nur einseitig. Sadie war einen Monat bei uns, dann reisten sie und Mutter nach Lervik auf Stord, wo sie ein oder zwei Wochen mit den Kindern waren. Mutter und die Kinder waren Sadies Gäste.
Die Bergwerke in Norwegen hatten zu dieser Zeit alle ihr eignes Armenwesen, und in Vigsnæs war dies mit der Zeit zu einer großen Belastung geworden. Um dies auszugleichen, hatte Corneliussen vorgeschlagen, ein Arbeitshaus einzurichten, in dem Decken und Matten von den alten und jungen Ehefrauen, die Unterstützung hatten, gespinnt und gewebt wurden. Als begeisterter Zeichner, der auch ein wenig malte, saß er am liebsten und entwarf Muster für die Damen, was für ihn in Defrances Augen sehr unglücklich war, da er Ansicht war, dass der Direktor etwas anderes zu tun habe, und ein zu teurer Mann für diese Art von Arbeit war. Es dauerte zwei oder drei Jahre, dann wurde es aufgrund fehlenden Absatzes eingestellt, obwohl die Decken schön waren. Sie waren zu teuer.
Der Direktor musste sich ja die ganze Zeit um das Budget des Armenwesens kümmern, und als Sous-Direktor musste ich mich auch mehrmals damit beschäftigen. In der Regel hat es keinen Spaß gemacht, aber einmal war es lustig, und zwar als ich eine Witwe mit vier Kindern und einem fünften auf dem Weg verkauft habe. Der Fall war so: Die Witwe eines Grubenarbeiters blieb mit vier Kindern zurück und bekam ziemlich schlechte finanzielle Unterstützung. Sie ließ sich daraufhin auf einen Junggesellen ein, der kein Heimatrecht bei der Grube hatte, und wurde schwanger. Eines Tages kam die Frau zu mir ins Büro und sagte, sie wolle den Junggesellen heiraten, wenn sie 400.00 Kronen als Ablösung vom Armenwesen bekommen würde. Ich sagte ihr, ich fände die Summe hoch, aber sie solle den Liebhaber zu mir ins Büro schicken.
Einige Tage später kamen er und sie, und nun begann eine lustige Verhandlung. Ich bot 100.00 Kronen, wenn sie heiraten würden, aber da lachten sie beide. Ich wies darauf hin, dass ältere Kühe beim Kauf von Tieren immer billiger waren als junge, aber die Alte wollte davon nichts wissen, während der Mann lachte und darauf hinwies, dass wir die Kinder auch los würden. Er hatte ja recht, und ich musste ihm teilweise recht geben, obwohl ich es nicht sagen konnte. Nach langem Verhandeln wurden wir uns einig, dass Lammfleisch zarter als altes Rindfleisch war, obwohl er behauptete, dass dies in diesem Fall auch gut sei, und wir einigten uns auf Kr. 200.00 ein für alle mal, wenn sie getraut wurden. Die Aussicht, die Arbeit in der Weberei fortsetzen zu müssen, falls wir uns nicht einig wurden, war der Grund dafür, dass die Dame es nicht ablehnte, mit vier Kindern auf 200.00 Kronen geschätzt zu werden. Da habe ich ein gutes Geschäft gemacht.
Im Jahr 1887 verließ Dr. Nielsen Vigsnæs. Er war zum Bezirksarzt in Ytre Sogn ernannt worden, und zog nach Lavik in Sogn. An seiner Stelle wurde ein junger Arzt Dr. Ellefsen angestellt, der mit Frl. Sanne Møller, Tochter von Bezirksarzt Møller in Aker, verlobt war. Ellefsen war kurzzeitig als Junggeselle in Vigsnæs, heiratete aber bald.
Er war ein sehr netter Mann und ein sehr guter Arzt. Seine Frau, die den feinen Kreisen in Kristiania angehört hatte, war hübsch, hatte aber einen harten und kalten Ausdruck in den Augen und war sehr kokett. Sie sang ganz nett, und hatte guten Unterricht darin gehabt.
Dr. Ellefsen war ein ebenso begeisterter Kartenspieler wie Dr. Nielsen, so dass die Bostonabende weitergeführt wurden, wenn auch nach Ingenieur Jordans Abreise nach Eker nicht so regelmäßig wie zuvor, weil Schanche zu grausam spielte.
Diesen Winter hatten wir einmal einen orkanähnlichen Sturm, während die Dampfschiffe “Johannes Brun”, “Vigsnæs” und “Charlotta” alle in dem kleinen Hafen lagen. Der Sog im inneren Teil des Hafens, wo die zwei letztere Schiffe lagen, war so stark, dass auf beiden Schiffen beide Ankerketten und auf “Charlotta” auch alle Landvertäuungen nacheinander brachen, so dass sie zum Schluß Grubenkabel von mir leihen mussten, um das Schiff damit zu führen. Der Hafen war ja so eng, dass sowohl “Vigsnæs” als auch “Charlotta” vier Kabel draußen und an Land haben konnten, zwei vorne und zwei hinten. Diese wurden auf die Dampfspeichen (?) gelegt, und dann segelten die Schiffe in der Strömung hin und her, geführt von den Kabeln, in denen die Speichen abwechselnd aufholten oder nachließen. So hielten sie die Schiffe 24 Stunden lang in der Mitte des Hafens, bis sich der Sturm gelegt hatte. “Johannes Brun” lag weiter draußen, wo es keinen größeren Sog gab.
Als das Unwetter vorbei war, wollte man jetzt nach den verlorenen Ankern und Ketten fischen, und Kapitän Romslo sollte dann ein Telegramm an die Rederei richten, dass man mit der Suche (Sokningen) beschäftigt sei, aber er telegraphierte stattdessen „Saugen“ (Sogning). Was nun “Saugen” mit “Suchen” zu tun hat, hat man sich wohl gefragt.