Ich möchte jetzt etwas über die anderen Menschen in Røros erzählen, mit denen wir in Kontakt gekommen sind. Zuallererst erwähne ich Doktor Müller, diesen großartigen, uneigennützigen Mann, der immer zuerst auf das Wohlergehen seiner Mitmenschen achtete, bevor er an sich selbst dachte. Zu erzählen, was er für Røros und Umgebung getan hat, würde ein kleines Buch füllen. An dieser Stelle möchte ich nur erwähnen, dass ohne seine großen Gaben weder das Wasserwerk noch die neue Orgel, noch die Femundstraße (Femundveien) oder das Dampfschiff auf dem Femundsee gekommen wären.

Wie gesagt, so war er sehr gastfreundlich und sein Geburtstag am 26. November war immer ein tolles Fest bei ihm. Es war das sogenannte “Doktorwochenende” und dauerte meist zwei bis drei Tage. Man kam vormittags zum Gratulieren, und wurde reichlich mit Wein, Kuchen und Zigarren bewirtet, und kam selten vor 2 Uhr nachmittags von dort weg, ja es kam auch vor, dass es 4 Uhr nachmittags wurde, so dass man nur Zeit für ein Nickerchen von zwei oder drei Stunden hatte, bevor man wieder zum großen Festessen um 8 Uhr dorthin gehen sollte. Dann war die ganze Stadt dort versammelt, und es wurde gegessen und getrunken. Natürlich wurden viele Reden gehalten, zuerst vom Amtsrichter für das Geburtstagskind, der dann mit einem Toast auf das Werk antwortete, dann kam einer der Funktionäre und hielt eine Rede für den Doktor als Werksarzt, dann einer der Stadträte, der für den Doktor als Wortführer und Wohltäter der Stadt sprach, und so ging es auf unbestimmte Zeit weiter, und es wurde tüchtig getrunken, denn natürlich musste auf den Arzt angestoßen werden, aber dank des fetten Essens vertrug man es, so dass niemand als betrunken bezeichnet werden konnte. Danach kam der Punsch herein, und eine Reihe von Spieltischen wurde aufgestellt, an denen Boston und L’hombre von denjenigen gespielt wurden, die es mochten, während andere lieber einen Plausch hielten, und es war immer gemütlich. Müller war ein ausgezeichneter Gastgeber, der es immer verstanden hat, die Stimmung der Gäste auf dem Höhepunkt zu halten. Um 2 Uhr nachts begann dann ein Teil der Gäste, wie Priester und Amtsrichter, in aller Stille zu verduften, aber größtenteils gab es keinen Aufbruch vor 4 bis 5 Uhr morgens, mit Einladung zum Lunch am nächsten Morgen um 11. Man hatte also sechs Stunden Zeit zum Schlafen, dann ging es wieder los mit Rippchen, Forelle und anderen Köstlichkeiten, und Schnaps und Bier „in rauen Mengen”. Am Nachmittag gab es dann meist eine Fahrt den Hittersjøen und die anderen Seen hinauf, wo auch “die Menschen einen Schnaps bekamen”, wenn die Pferde sich ein wenig ausruhen mussten, und auf diesen Reisen kam es vor, dass der ein oder andere, der ein bisschen unsicher geworden war, umfiel, so dass er und seine Mitreisenden in den Schneewehen landeten. Nach der Rückkehr ging es wieder an die Kartentische, aber an diesem Abend jagte der Doktor seine Gäste gegen 12 Uhr hinaus, gegen Einladung zum Frühstück am nächsten Morgen als Abschiedsessen.
Dr. Müller

Am Neujahrstag veranstaltete der Doktor immer einen großen Ball, und dann war am nächsten Tag auch Lunch und abends Kartenspiel. Zu diesen Gesellschaften waren auch immer viele Gäste von außerhalb eingeladen, sowohl aus Østerdalen als auch aus Guldalen, und die Partys des Arztes waren weit bekannt. Vom Kaufmannsstand war die Firma Engzelius die erste Adresse. Sie hatte auch große Land- und Waldgrundstücke sowohl in der Region Røros als auch in Schweden.
In den ersten Jahren, in denen wir in Røros waren, lebte der alte Engzelius noch, aber er war eigenartig und hielt sich größtenteils allein in seinen Zimmern auf. Ich habe ihn nur zweimal in Gesellschaft gesehen, und das war einmal bei Doktor Müller und das andere mal in der Verlobungsgesellschaft, die von ihm abgehalten wurde, als seine Töchter Elin und Hedvig verlobt wurden. Da die alte Frau Engzelius krank war, lebte die Familie sehr ruhig, obwohl Jugendliche im Haus waren. Das Handelsgeschäft wurde von einem alten, großartigen Herrn, Christoffersen, und dem Sohn Helmer Engzelius geleitet, während der jüngere Sohn Gustav eine Gerberei hatte und Leder- und Pelzhandel betrieb. Unter den anderen Händlern, die zu diesen genannten Gesellschaften kamen, waren Lars Skancke und Findborud. Doktor Müllers Assistent war Dr. Stengel und später, nachdem er zum Distriktsarzt in Lødningen ernannt wurde, Müllers Brudersohn (Neffe) Dr. Fredrik Müller. Apotheker war Nielsen, ein fröhlicher alter Herr, der nicht ins Glas spuckte. Als er einmal von einer Gesellschaft nach Hause kam, ziemlich angeheitert, ist er im Nachthemd durch das Fenster geklettert und hat sich rittlings über den Löwen gesetzt, der die Eingangstür der Apotheke schmückte, um einen Ausritt zu unternehmen, und es war mit Schwierigkeiten verbunden, ihn von diesem hohen und gefährlichen Platz zurückzuholen.
Dem alten Kaufmann Amnéus gehörte die Stadtbuchhandlung. Er war ein alter Mann, aber auch gut trainiert in Bezug auf Punsch, ohne es jedoch mit dem Genuss zu übertreiben.

Osnaes

Als wir nach Røros kamen, war ein cand. theol. Opsand Leiter der Mittelschule, aber bereits 1891 wurde er zum Gemeindepfarrer in Engerdalen ernannt, und Osnæs kam als sein Nachfolger. Von den anderen Lehrern müssen Hofstad und nach ihm Amundrud, Küster Gullikstad, und die Fräuleins Kildal und Benz erwähnt werden. Der Pastor war damals Peder Nissen Thaulow, oder wie er im Spaß genannt wurde: Penissen Thaulow. Er war zum zweiten Mal verheiratet, hatte aus erster Ehe vier Kinder und in der zweiten auch vier oder fünf, glaube ich. Als seine zweite Frau starb, dauerte es ein paar Jahre, dann heiratete er wieder, und soweit ich weiß, gab es in dieser Ehe auch Kinder. Als er nach Andebu versetzt wurde, kam Priester Siqveland (auch „Siklevand” (Sabberwasser) genannt). Da der Priester in der einen Hälfte des Direktorenhofes wohnte, und wir in der anderen, kamen wir viel mit ihnen zusammen, jedoch mehr mit Thaulows als mit Siqvelands. Ja, jetzt habe ich die meisten der “Gesellschaft” erwähnt, und kann auf die verschiedenen Ereignisse eingehen, an die es sich zu erinnern lohnt.

Pfarrer Thaulow
Fr. Thaulow

Das erste Weihnachtsfest war wirklich schön, denn wir haben Besuch von Schwager Hermann und Schwester Elida bekommen. Da Mutter ja auf die Ankunft Williams wartete, ging sie wenig aus, und deshalb war es doppelt so schön, sie dort zu haben. Und dann kam das neue Jahr mit dem ersten “Stammhalter” am 12. Januar, und die Freude war groß über den kleinen Kerl, der angekommen war, nicht zuletzt von seinen Schwestern. Sigrid war in die Mittelschule gekommen, aber Gudrun und Valdis hatten zunächst Privatunterricht bei den Töchtern Hermans. Wie ich bereits sagte, war ich größtenteils in der Grube, und erst als der Sommer kam und alle Leute in der Bergwerksstadt hinaus auf die “Almen” zogen, wie es hieß, konnte ich jeden Tag zu Hause sein, da ich eine Sommerresidenz in Tyvold mietete, so dass ich jeden Abend mit der Draisine nach Hause fahren konnte, wenn kein Nachmittagszug ging, und am nächsten Morgen wieder hinauf. Da die Gegend um Røros eine der besten zur Schneehuhnjagd im Lande ist, kaufte ich mir einen Vogelhund, meine unvergessliche “Donna”. Es war das klügste und am besten dressierte Tier, das ich je getroffen habe, und das bald die Herzen der ganzen Familie eroberte.

Ich habe auch einen Vogelhundwelpen von Bergschreiber Hauan bekommen, “Faust”, der auch ein guter Hund wurde. Als die Jagdzeit kam, war ich jeden Samstag und Sonntag unterwegs und brachte so viele Schneehühner mit nach Hause, dass wir große Bündel nach Hommelvik an Schwager Hermann und an Schwester Susanna in Kristiania schickten. An einem Tag während der Jagdsaison passierte folgendes: Wir bekamen wie so oft Schneehuhn zum Abendessen, denn die Schneehühner vertragen es ja nicht lange zu hängen. Als sie auf den Tisch kamen, sagte Valdis mit halb verzweifelter Miene: “Sollen wir heute auch wieder Schneehuhn essen?” Niemand antwortete ihr, aber als Mutter die für sie bestimmte Portion vor sie gestellt hatte, sagte sie mit energischem Ton: “Papa sagt alles was auf den Tisch kommt ist rein und gut und wird gegessen!” mit starker Betonung auf “wird”. Natürlich fiel es uns schwer, ernst zu bleiben, aber es ging dann, wenn auch kein Zweifel daran bestand, dass dies ein energetischer Protest gegen all die Schneehuhn-Gerichte war, und dass sie nur notgedrungen gegessen wurden. In diesem Sommer besuchten uns Kirsten und Sverre Heiberg, und auch Tante Susanna kam kurz zu uns, und nahm Valdis mit nach Kristiania, um ihre Hüfte von einem Spezialisten untersuchen zu lassen. Dort hatte Valdis glückliche Tage, und sie hatte nicht sonderlich Lust, wieder nach Hause zurückzukehren.

Der mangelnde Zugang zu Strom, um die Gruben mit modernen Geräten auszustatten, der die durch ihre Lage auf dem eher flachen Hochland bedingt war, brachte mich bald auf die Idee der Stromübertragung, obwohl diese für Elektrizität noch in den Kinderschuhen steckte. Ich habe zuerst untersucht, wie man den A(a)rvsjøen, direkt unterhalb der Kongens Grube nutzen könne, wo ich ca. 40 Meter Gefälle ohne zu lange Rohrleitungen nutzen könnte, und ich habe abends an der Grube Elektrotechnik studiert, um mich mit den neuen Erfindungen in dieser Branche vertraut zu machen. Ich stellte jedoch fest, dass das Niederschlagsgebiet Arvsjøen zu klein war, mit der geringen Niederschlagsmenge in diesem Teil des Landes, und den starken Verdunstungen. Daher untersuchte ich zuerst den Wasserfall in Glommen, der dem Werk bei Ormhaugen gehörte, aber die Fallhöhe betrug nur sechs bis acht Meter. Dann untersuchte und nivellierte ich den Kuraasfossen-Wasserfall und stellte fest, dass ich dort 15 Meter Druckhöhe erreichen konnte, und indem ich einen Kanal und Rohrleitung über Kuraasens Eng verlegte, bekam ich eine kurze Leitung für das Wasser. Das Werk hatte jedoch kein Geld für solche Installationen, und so blieb es vorläufig dabei, dass ich die Oberdirektion auf diese Dinge aufmerksam machte, die übrigens von großem Interesse für sie waren. Im Herbst 1891 bekam ich, da es so viel zu tun gab, einen Assistenten in Holm Holmsen, der gerade sein Bergexamen bestanden hatte. Er wohnte fortwährend in der Grube, und so konnte ich etwas öfter nach Hause kommen.

Fra Røros Sangforening Julen 1892

Als der Gesangsverein von Røros in diesem Winter mit seinen Übungen beginnen wollte, stand er plötzlich ohne Instrukteur da, da Uhrmacher Krigstad, der zuvor instruiert hatte, nicht mehr wollte, da man seine Anweisung innerhalb des Vereins kritisiert hatte. Sie kamen dann zu mir und fragten, ob ich den Unterricht übernehmen würde, was ich auch tat. Der Verein zählte damals nur acht Männer, aber wir waren bald 16 Mann, vier in jeder Stimme. Wir hatten einen wunderbaren Tenor in Buchbinder Borgen, der leider 1894 nach Amerika reiste. Ich habe mir nun systematisch jeden einzelnen Sänger vorgenommen und ihnen beigebracht, ihre Stimme richtig zu verwenden und vor allem den Text klar und richtig auszusprechen. Alle Sänger waren sehr eifrig und es dauerte nicht lange, bis man einen großen Unterschied zum Besseren bemerken konnte, ja, es gab Kultur im Gesang. Ich habe zu Hause öfter Cello mit Mutter gespielt, und habe Rechtsanwalt Evensen dazu gebracht, mit uns Trio zu spielen, aber da er einen Hang zum Alkohol hatte und oft halb voll kam, wurde daraus nichts weiter. Stattdessen bekam ich später ein kleines Orchester zustande, an dem wir viel Freude hatten. Ja, an all das erinnert ihr Kinder euch, also gibt es wenig darüber zu schreiben. Im Sommer 1892, -93, -94 und -95 lebten wir auf Bakken in der Nähe des Nypladsen bei Guri und Marie Bakken und hatten dort viele angenehme Stunden.