Eines Tages im April kam Nils Larsen Nelifjeld zu mir nach Fellingfors und fragte, ob ich ihm auf die Jagd nach einem Bären folgen würde. Er hatte die Spuren eine Meile oberhalb von Fellingfors gesehen und natürlich zögerte ich nicht, “Ja” zu sagen. Wir zogen eines Morgens los. Dort oben im Wald lag immer noch viel Schnee, und dort, wo der Wind den Schnee zusammengefegt hatte, während es an anderen Orten ganz schneefrei war. Hier war es schwierig, der Spur zu folgen, aber ich musste Nils Larsens Fähigkeit bewundern, die kleinsten Spuren des Bären zu entdecken. Dieser war immer weiter nach Osten gezogen, wo mehr Schnee lag und weniger Menschen lebten, so dass es leichter wurde, ihm zu folgen.
Wir gingen den ganzen Tag und Abend, und als dieser kam, legten wir uns unter eine große Fichte, machten ein Feuer, kochten Kaffee und machten es uns so gut wie möglich gemütlich. Ich habe auch einen Punsch bekommen. Während wir am Feuer lagen, erzählte Nils Larsen von einigen der Bärenjagden, bei denen er dabei gewesen war, und einige von ihnen verdienen es, in Erinnerung zu bleiben. “Ich glaube, ich bin der einzige Mann in Norwegen, der Bären mit losem Schießpulver erschossen hat”, sagte er und erzählte, er sei einmal im Frühling mit seinem kleinen Vogelgewehr, einem Vorderladegewehr, ausgegangen, um Schneehühner zu schießen. Zu dieser Zeit sind die Schneehühner halb weiß und halb grau, deshalb halten sie sich gerne in der Nähe der Schneestellen im Berghang auf. Als er hinüber spaziert, sieht er einen Bären, der gerade aus seinem Winterschlaf gekommen zu sein scheint, und der auf einer kleinen Schneewehe lag und sich rollte und rieb. Nils schlich sich vorsichtig an, und als er in der richtigen Position war, wie er dachte, feuerte er, obwohl die Kugel ja nicht größer als eine mittelgroße Erbse war. Ich selbst habe die Waffe gesehen. Er traf auch gut, aber der Bär war zäh und machte sich auf den Weg zu Nils, der schnell anfing, seine Waffe zu laden. Da die Patrone sehr ausgebrannt war, setzte er zuerst das Perkussionsschloss auf, und füllte dann Schießpulver in die Öffnung, aber mehr schaffte er nicht; denn jetzt war der Bär ihm so auf die Pelle gerückt, dass er unweigerlich die Waffe auf ihn richtete. Der Bär stand auf und nahm mit beiden Pfoten den Gewehrlauf, in welchen er dann biss. „Aber dann kannst du glauben, wie schnell ich geschossen habe”, sagte Nils. Der Kopf des Bären war ziemlich zersprengt von dem losen Schießpulver, das in seinem Mund explodierte.
Ein anderes Mal wollten er und seine Frau im Frühling Flechten von alten Fichten schlagen, die entlang der Sümpfe zwischen Hatfjelddalen und Vefsenmo in Susendalen standen. Während Nils bei seiner Arbeit oben in einer Fichte sitzt, beginnt sein einziger Hund “Glytaja” ziemlich heftig in einem Wäldchen in der Nähe zu bellen. Nils kroch hinunter, steckte die Füße in die Skibindung und ging hinüber, um zu sehen, was es war. Er hatte nur die kleine Axt bei sich, mit der er die Flechten abschlug. Da kommt eine dicke Bärin aus dem Wäldchen und direkt auf ihn los, und stellt sich mit jeweils einem Hinterbein auf seine Ski. Nils schlägt in Richtung Bärenschädel, aber der Bär war schneller und schlug ihm die Axt aus der Hand. Dann springt Nils aus den Skiern, duckt sich und wirft sich vorwärts in Richtung Bauch des Bären und greift einen Wirbelfortsatz. Bei dem unerwarteten Angriff und Stoß fällt der Bär auf seinen Rücken, war aber wie ein Blitz wieder auf. Nils, der jetzt nur noch auf sein Schnitzmesser vertrauen konnte, löste es aus der Scheide, und als der Bär wieder auf zwei Beinen zu ihm kam, wiederholte Nils sein Manöver, hatte aber diesmal das Pech, sich nicht tief genug zu ducken, so dass der Bär mit einer Pfote sein Nackenhaar und seine Haut zu greifen bekommt. Gleichzeitig rammt Nils das Schnitzmesser in den Bauch des Bären und stößt nach oben, so dass der Darm herausfällt und ein Blutschwall ihm entgegen kommt, während der Bär die Kopfhaut von Nils’ Schädel zieht. Der Bär fiel in die eine Richtung und Nils in die andere. Der letzte blieb liegen, während sich der Bär, hitzig vom Hund verfolgt, in den Wald zurückzog. Die Frau kam nun und zog entschlossen den Skalp zurück zu den langen Nackenhaaren, und wickelte ein Tuch darum, woraufhin sie den sie zu Kåten ging, um Hilfe zu holen. Nach einer Weile kamen der Sohn und ein Hirte, den sie hatten, mit Waffen, und fanden die Bärin tot im Wald, und in einem Winterlager, das dort war, zwei Junge, die sie töteten. Dann wurde Nils in den Ort gebracht, und die Wunde wurde ordentlich genäht. Ich selbst habe die Narbe gesehen, die von einem Ohr um den Hals zum anderen Ohr ging.
Wir lagen jetzt ruhig bis 2 Uhr morgens an unserem Feuer und setzten dann unsere Verfolgung fort. Als es nach acht/neun Uhr morgens wurde, kamen wir an einige große Sümpfe, die am östlichen Ende von einer steilen Bergwand begrenzt waren. Hier im Moor hatte der Bär begonnen, von einer Seite zur anderen über das Moor zu kriechen. Als Nils das sah, sagte er: “In der Bergwand da drüben hat der Bär gesessen, und vielleicht ist er dort oben noch in dem kleinen Wäldchen. Jetzt müssen wir uns trennen, du gehst rechts und siehst zu, dass du ohne ihn zu erschrecken hinter den Wald kommst, dann gehe ich langsam in die andere Richtung, aber warte hier eine Weile im Sumpf. So wie der Bär hier gegangen ist, tut er es immer, bevor er sich niederlässt und einen Ort sucht, an dem er zurückblicken kann, von wo er herkommt “. Also ging ich zur Südseite des Moors, und rückte vorsichtig nach Osten vor, bis ich über den Bach war, der vor der Fortsetzung der Bergwand lag, und ging weiter in östlicher Richtung, bis ich ganz hinter dem Wäldchen war. Dann änderte ich die Richtung nach Norden und stapfte in dem tiefen Schnee, bis ich direkt hinter das vermeintliche Lager gekommen war. Spuren waren auf keiner Seite zu sehen, daher war ich mir sicher, dass der Bär dort war, und rückte so vorsichtig vor. Ich war schon am Rande des Waldes, der vielleicht 20 Meter im Durchmesser hatte, als mein Hund “Jæger”, sich plötzlich sträubt und mit heftigem Gebell in das Wäldchen rennt. Ich hinterher so schnell ich konnte im tiefen Schnee, der mir hier fast bis zum Schritt reichte, aber als ich an den Abhang kam, sehe ich im Moor den Bären mit vollem Schwung nach Westen laufen. Wäre Nils Larsen an dem Ort geblieben, an dem wir uns getrennt hatten, dann wäre er ihm direkt entgegen gekommen, aber jetzt war er, da er dachte, es würde so lange dauern, nach Norden gegangen, um die Bergwand zu umgehen und mich zu treffen. Die Bergwand war dort, wo der Bär hinunter gesprungen war, etwa 10 bis 15 Meter hoch, aber es lag eine große Schneewehe darunter, in welche der Bär gesprungen war und ebenso „Jæger”; aber der letztere hatte den schnellen Bären auf der wilden Flucht nicht verfolgen können, und kam bald zu mir zurück. Er war ja auch ein Hasenhund und kein Bären- oder Findhund.
Der Bär hatte es ganz richtig gemacht so, dass er Nils und mich tiefer über dem Moor gesehen hatte, sich aber durch meine sofortige Bewegung täuschen ließ. Es war bedauernswert, dass wir so viel für nichts geschwitzt hatten, aber für mich war es interessant, einen Einblick in die Vorgehensweise dieser klugen Tiere zu bekommen, um sich ein sicheres Lager zu sichern. Nils Larsen war der Ansicht, dass es sich nicht lohnte, die Verfolgung fortzusetzen, da der Bär vor der Überraschung, der er ausgesetzt war, so verängstigt war, und er sehr weit laufen würde, bevor er sich wieder zur Ruhe ließ, weshalb wir die Verfolgung aufgaben und jeder zu sich nach Hause ging. Ich hatte ungefähr zwei alte Meilen, d.h. 22 Kilometer, bis nach Hause, und war sehr müde, als ich endlich ankam. Ich hatte mit Nils vereinbart, dass ich ihn Anfang Juli oben unter dem Sandskartinden (Berg in der Kommune Øksnes) besuchen werde, wo er seine Rentierherde hatte.
Im Mai und Juni geschah nichts Bedeutendes in der Grube, und ein Tag verlief meistens wie der andere. Es gab nur eine Abwechslung, und das war, als ein großer Bär so viele Rentiere des Lappen Nils Johnsen getötet hatte, der in der Nähe war. Die Rentiere waren den Birken-Abhang heruntergekommen, und hier hatte der Bär sich zum Essen niedergelassen. Mehrere Jäger hatten seit längerer Zeit an einem Kadaver gelauert, um den Bären zu schießen, wenn er kam, um sich etwas Gutes zu holen, aber niemandem war es geglückt, ihn zu schießen. Einmal hatte er sich in vollem Gange über den Köder geworfen, sich dabei schnell einen Rentierschenkel geschnappt, und war im Birkendickicht verschwunden, bevor der Jäger schießen konnte, erzählte dieser. Als die anderen es leid waren zu warten, und nicht mehr in den Wald kamen, ging ich eines Abends hinaus und sammelte all die stinkenden Rentierreste, die rundherum verstreut waren, an einem Ort, und legte Stöcke, Wurzeln und Zweige darüber, so dass man dieses wegräumen musste, bevor man zu dem “guten Essen” kam, das man schon von weitem roch.
Dann baute ich mir eine “Laubhütte” aus Birkenzweigen, etwa 20 Meter vom Köder entfernt, an einem Ort, an dem ich eine gute Aussicht und eine freie Schusslinie in verschiedene Richtungen hatte. Als dies erledigt war, breitete ich meine Decke aus und lud mein Gewehr. Dann legte ich mich bequem in die “Laubhütte”, um “Der Trompeter von Säckingen” zu lesen. Aber ich lag in dieser Nacht vergebens, und als es sechs Uhr morgens war, ging ich nach Hause und in die Grube. Nachmittags machte ich ein Nickerchen und war am Abend gegen sieben- acht Uhr wieder beim Köder. An diesem Abend hatte ich einen Soløring (= einen aus Solør) bei mir, der Sørensen hieß und in Nystad lebte, ein Stück unterhalb von Fellingfors. Gegen 10 Uhr hörte ich plötzlich einen Zweig brechen, nicht weit entfernt, und gab Sørensen einen Stoß als Zeichen ganz still zu sein. Richtig, da kam ein großer Bär aus dem Wald auf eine kleine Lichtung, an deren oberem Ende meine Hütte lag. Er kam majestätisch direkt auf die Hütte zu, und ich war bereit abzufeuern, aber mit einem Mal machte er einen Satz zur Seite und blieb ganz still hinter einem Birkenbusch stehen und witterte. Was seinen Verdacht geweckt hat, weiß ich nicht, aber er wurde wahrscheinlich durch den köstlichen (fauligen) Geruch des Köders beruhigt, denn er machte einen kleinen Umweg und kam dann zum Köder, wo er beide Pfoten auf einen großen Stock legte, den ich, unter Einsatz meiner nicht gerade kleinen Kräfte, ganz oben angebracht hatte. Zuerst sah er sich ein bisschen um und fixierte die Laubhütte, die ihm wohl unbekannt war, und dann nahm er den großen Stock in die Vorderpfoten und warf ihn weit weg, so als würde ich einen Spazierstock werfen. Dann steckte er ihm die Nase hinunter und roch an dem Köder und wollte die Zweige, die ich darauf gelegt hatte, weggraben, doch dann feuerten Sørensen und ich gleichzeitig ab, und der Bär stieg in die Höhe und fiel um, um dann im nächsten Moment wieder aufzutauchen und im dichten Birkenwald zu verschwinden. Wir natürlich hinterher, aber ohne Hund war es unmöglich, etwas in dem dichten Waldboden auszurichten, der sich hier über ein langes Stück erstreckte. Auf diesem Waldboden war es nicht möglich, einer Spur ohne Hund zu folgen, weshalb wir in die Berge zogen, um Nils Johansen zu treffen und seinen Spürhund zu bekommen, und als wir gegen Mittag wieder herunterkamen, nahm der Hund sofort die Spur auf, die direkt hinunter zum Vefsenelven (Vefsen-Fluss) führte. Dort wollte der Bär anscheinend hinüber. Wir haben das andere Ufer untersucht, konnten aber keine Spur dort finden, und ich nehme an, dass er beim Schwimmen ertrunken ist. Verschwunden war er jedenfalls, denn in diesem Sommer verschwanden weder Rentiere noch Schafe.
Ich verkaufte jetzt mein Pferd (Hengst) “Frey” an Hemming Grolien in Hatfjelddalen, einen prächtigen Gudbrandsdal-Bewohner, der als junger Mann als Waldarbeiter hier hoch gekommen war, und das Land der englischen Gesellschaft, oder vielmehr der ehemaligen Besitzer des Hatfjelddals-Gutes gepachtet hatte, und den Hof Grolien an der Straße zwischen Vefsen und Hatfjelddalen abgeholzt hatte. Da er ein guter Tierarzt war, hatte ich ihn einmal als solchen für mein Pferd benutzt, und wir waren gute Freunde geworden, und ich hatte ihn im Laufe des Winters mehrmals besucht, da ja der Weg von zwei Meilen schnell mit “Frey” vor dem schmalen Schlitten gefahren war.
Im Frühsommer kam Weg-Ingenieur Marius Holst, ein älterer Bruder von Halfdan Holst, der gleichzeitig mit mir das letzte Semester in München studiert hatte, um den Weg von Bjorbækmo nach Hatfjelddalen abzustecken, oder besser gesagt, für eine vorläufige Befahrung des Terrains, und er lud mich dazu ein, ihn am Elsvatnet in Vefsen zu besuchen, wo er jetzt die Straße nach Ranen baute, und ich sagte, ich würde Mitte Juli kommen, wenn ich von Nils Larsen Nelifjeld zurückkam.
Die letzten Junitage kam Herr Lassen mit seiner Familie, und da er in Fellingfors bleiben sollte, wo ich lebte, zog ich die letzten Tage in ein Gebäude auf dem Hof, wo Per Jacobsen seine Pelze und Kleidung hatte, und wo ein Schlafzimmer eingerichtet war. Nachdem mein Freund, Kaufmann Elnan, der Wirtschaftsprüfer war, meine Konten und Sachbestände durchgesehen hatte und feststellte, dass alles in bester Ordnung war, hinderte mich nichts daran, in die Berge zu gehen, und eines Morgens fuhr mich Per Jacobsen nach Bjorbækmo, wo ich dann meinen Ranzen auf den Rücken und das Gewehr über die Schulter nahm, und hinauf nach Susendalen wanderte. Ich setzte über den Fluss hinüber, als ich direkt gegenüber von Nelifjeld ankam, und ging dann in Richtung Sandskartinden. Ich musste etwa drei Meilen gehen, und kam am Nachmittag in den Bereich, wo ich meinte, die Kåte finden zu müssen, und zum Glück war der Kurs ziemlich richtig gewesen, so dass ich bald den Rauch von Nils Larsen’s Kåte sah, auf den ich geradewegs zusteuerte. Nils war zu Hause und die Frau und ihre älteste Tochter Sigrid auch, während die Jungen und die Hirten noch mit dem Rentier unterwegs waren. Ich bekam sofort einen Kaffee mit Rentierkäse (Kaffeost/Kaffekäse ist ein relativ geschmackloser Käse, der kleingeschnitten in den Kaffe gegeben wird), und eine auf der Glut gebackene Lefse (dünnes Gebäck aus Kartoffeln und Mehl), und es hat lecker geschmeckt. Dazu Pökelfleisch von jungem Rentier, das sehr delikat war. Da ich ja wusste, dass Nils und seine Leute keinen Alkohol tranken, hatte ich als Gastgeschenk vom Händler in Vefsen ein paar farbige Seidenbänder für die Frau und die Tochter mitgebracht, welche viel Beifall erhielten.
Nach einer Weile kamen die Jungen mit einer Rentierherde von etwa 300 Tieren, die in einen von Birkenstämmen gebauten Zaun getrieben wurden, und als sich alle drinnen befanden, wurde das Tor geschlossen. Nun kamen die Frau und Sigrid mit ihren Holzbechern und Nils und die Jungen, Lars und Thomas fingen nun mit dem Lasso eine Rentierkuh nach der anderen und banden sie an die verbliebenen Birken in dem eingezäunten Bereich, woraufhin die Tiere gemolken und wieder freigelassen wurden. Es ist keine große Menge, die man von einer Rentierkuh bekommt, aber die Milch ist so dick und fett wie die dickste Sahne. So machten sie nun weiter, bis alle Renkühe gemolken waren.
Thomas, ein Junge von 12 bis 13 Jahren, fing einen Bock, und eh man sich versah, saß er auf seinem Rücken. aber dann hättet ihr den Lärm sehen sollen. Der Bock fuhr wild durch das Gehege, während Thomas sich an Geweih und Fell festhielt, aber schließlich wurde er doch abgeworfen, zur großen Belustigung von Eltern und Geschwistern, die sich bei dem Anblick vor Lachen bogen. Die Tiere wurden nun wieder aus dem Gehege gelassen, aber von den Hunden sofort in der Nähe zusammen getrieben, bis die beiden Söhne zu Abend gegessen und sich mit neuem Proviant versorgt hatten, woraufhin sie wieder hinausgingen und die Tiere ins Hochgebirge trieben.
Abends bekam ich ein schönes neues Rentierfell zum Schlafen zurechtgelegt, nahm meinen Ranzen unter den Kopf, zog den Pullover aus und breitete ihn als Decke über mir aus, und schlief bis zum nächsten Morgen wunderbar. Nachdem wir Kaffee getrunken hatten, gingen Nils und ich in die Berge um nach einer kleinen Grube zu sehen, den Nils unterhalb des Sandskartinden hatte. Auf dieser Reise kamen wir an Nils Lebensmittelspeicher vorbei, einem kleinen Haus, das wie die üblichen Lebensmittelspeicher (Stabbur) auf Säulen stand. Es war ungefähr drei Meter im Quadrat und zwei Meter hoch. Als Nils die Tür geöffnet hatte, schaute ich in den Raum, so schön und blankgeputzt dass ich ganz überrascht war. An den Wänden hingen schöne Rentierfelle und ein paar Gewehre, unter dem Dach gepökelter Rentierschinken, Rentierzungen und anderes Gutes, fertige Pelzkleidung (pesk) und Schuhe (komager) und feine Schuhe, alles ordentlich arrangiert, dazu Sommerkleidung aus Wollstoffen, meist blau mit roten Verzierungen. Auf dem Boden sah ich massenhaft aufgestapelten Rentierkäse und ein paar kleine, flache Holzkanister. „Bist du durstig?“, Fragte Nils und als ich das bestätigte, nahm er einen solchen Kanister und schlug den Stopfen auf, der mit einem Knall aufsprang, woraufhin er Milch aus dem Kanister in eine hölzerne Tasse goss. Ich setzte sie an den Mund, nahm die Tasse aber schnell wieder von meinen Lippen. Es war wie reiner starker Essig, so sauer. Nils lachte und sagte, ich müsse es mit Wasser mischen, und dann schmeckte diese alte saure Milch sehr gut als Durstlöscher, wenn man es auch sonst nicht des Geschmacks wegen trinken würde.
Wir gingen dann zu der Grube, die jedoch das Geld nicht wert war, das die Anmeldung gekostet hatte. Ein bisschen Imprägnierung von Bleiglanz im Dolomit entlang einiger schmaler Quarzstreifen.
Wir aßen das mitgebrachte getrocknete Rentierfleisch, kochten uns Kaffee, den wir mit Rentierkäse genossen, und gingen dann wieder hinunter und kamen am späten Nachmittag zur Kåte, wohin kurz später die Jungen wieder mit der Rentierherde zum Melken kamen, und das gleiche Schauspiel wie am Vorabend wiederholte sich, nur dass Thomas diesmal nicht auf das Rentier hinauf kam, sondern ein langes Stück als rundes Bündel mitgezogen wurde, bevor er losließ. Der Bruder fing das Tier dann ein und befreite es von Thomas’ Lasso.